Welchen Eindruck zum aktuellen Stand der Digitalisierung auf Länderebene konnten Sie aus Ihren damaligen Gesprächen mit den einzelnen CIOs der Bundesländer gewinnen?
Ich habe damals nicht persönlich mit den Verantwortlichen gesprochen – meine Überlegungen basieren daher auf reiner Schreibtischrecherche. Mein Eindruck ist, dass es eine große organisatorische Herausforderung ist. Im IT-Planungsrat wurde beschlossen, dass die Länder die Entwicklung der Online-Dienstleistungen aufteilen und im nächsten Schritt die digitalisierten Leistungen für jedes Land gleichermaßen nutzbar machen. Die einzelnen IT-Länderverantwortlichen sind mit unterschiedlichen technischen Voraussetzungen konfrontiert, arbeiten mit verschiedenen Dienstleistern und nutzen unterschiedliche Schnittstellen. Das erschwert vor allem die sogenannte Nachnutzung, also die Verwendung eines Dienstes, der von einem Kollegen entwickelt wurde.
Die einzelnen IT-Länderverantwortlichen sind mit unterschiedlichen technischen Voraussetzungen konfrontiert (...)
Julia LammlJede Behörde beziehungsweise Kommune hat, obwohl man sich um Einheitlichkeit bemüht, außerdem nicht nur technisch, sondern auch organisatorisch eine zumindest teilweise eigene Struktur, worauf Länderverantwortliche reagieren müssen. Es ist eine Detailvergleichsarbeit. Im gesamten Prozess der Digitalisierung sind uns andere Länder voraus. Länder wie Finnland sind einfach schneller – aber diese haben auch andere Voraussetzungen. Außerdem sieht man meist nur Leuchtturmprojekte. Mein subjektiver Eindruck ist, dass wir in Deutschland noch viel zu tun haben. Der dringende Handlungsbedarf sollte aber vor allem durch die Pandemie vielen klargeworden sein.
Mein letzter Informationsstand ist, dass es schwierig wird, den Zeitplan des OZG einzuhalten. Das liegt auch daran, dass Digitalisierung in komplexen Organisationsformen ein Prozess ist, der nicht von heute auf morgen mit einem allumfassenden Plan für alle stattfinden kann. Es müssen dabei historisch gewachsene IT-Landschaften mit Dienstleistern, Systemen und unterschiedlichen Voraussetzungen, die historisch gewachsen sind, berücksichtigt werden.
Nach dem Studium der Germanistik, Anglistik, und Buchwissenschaft absolvierte Julia Lamml ihr journalistisches Volontariat in Regensburg. Berufserfahrung als Fachredakteurin im IT-Bereich sammelte sie anschließend unter anderem beim CIO-Magazin in München.
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